Karlchen, der dankbare R.I.P.
Karlchen Beschreibung
Es war tief in der Nacht Anfang 1985 als ich über Wildeshausen auf dem Weg ins damalige Zuhause nach Bassum war.
In einer S-Kurve auf der Landstrasse sah ich im Lichtkegel der Scheinwerfer mitten auf der Strasse etwas liegen, was wie ein angefahrenes Tier aussah.
Ich konnte ausweichen und hielt an. Ja, es war tatsächlich eine rötliche Katze, die wohl angefahren worden war.
Ich zögerte etwas, dann traf ich die Entscheidung, dieses kleine, wimmernde Geschöpf mitzunehmen.
In den beiden umliegenden Bauernhöfen war kein Licht mehr an, also hatte dieses kleine Tier nur diese eine Chance.
Waltraut war schwanger und mit einer verletzten Katze können auch Krankheiten ins Haus kommen, das kam mir dabei aber nicht in den Sinn.
Dieses kleine, maunzende Fellknäuel lag rechts im beheizten Fussraum und wurde nach Bassum gefahren.
Zuhause angekommen weckte ich Waltraut und wir kümmerten uns um diesen kleinen roten Verletzten.
Nachdem er getrunken und gegessen hatte, was wir ihm mit Löffeln verabreichten, schlief er erschöpft ein.
Am nächsten Tag war notwendige Besuch beim Tierarzt.
Dort wurde ein Bruch der Hinterläufe und innere Verletzungen bei einem jungen Kater diagnostiziert.
Die Brüche würden so verheilen, aber die inneren Verletzungen konnten nicht näher festgestellt werden, ohne den Kater zu operieren.
Also nahm Waltraut ihn wieder mit zu uns und stattete ihm ein Bett neben der Badezimmertür aus.
Er sollte beim Geräusch von fliessendem Wasser animiert werden zu urinieren;
wenn dem so wäre und er könnte pinkeln, dann hätte er laut dem Tierarzt eine Chance durchzukommen.
Waltraut kümmerte sich in ihrem schwangeren Zustand ganz liebevoll um den kleinen Verletzten.
Er frass, er trank, er machte seine "Geschäfte" im liegen. Eine riesige Freude bei uns über diesen Erfolg.
Katinka, die ja immer noch unsere Wohnungskatze war, beäugte und beschnüffelte den roten Kater und merkte, das er krank ist.
Sie putzte ihn und bewachte ihn. Einige Wochen später war alles geheilt und Karlchen ( abgeleitet von Kater Karlo aus den Comics ),
wie wir ihn mittlerweile genannt hatten, fühlte sich sich bei uns wohl.
Er dankte uns die Rettung später mit unbegrenztem Vertrauen.
Auch die Umstellung nachdem Patrick geboren war und wir nach Bremen gezogen waren, haben daran nichts geändert.
Viele Male holte Waltraut mich zu Fuss mit Karlchen ohne Leine, nur ihn rufend, von der Spätschicht ab.
Und wenn Patrick in der Babywippe oder im Kinderwagen lag, lag er oft dabei, oder mit drin.
Mit Katinka verstand er sich blendend; die beiden tobten und rangelten zusammen.
Leider suchte er sich im Jahre 1987 ein paar Häuser weiter ein neues Zuhause in dem er den dortigen Kater auf den Dachboden verbannte und die Wohnung beschlagnahmte.
Die dortigen Bewohner hatten angefangen ihn zu füttern. Wir sahen ihn dann noch einige Male, aber er kam nicht mehr zu uns zurück.
Wir zogen dann im gleichen Jahr nach Stuhr und blieben jahrelang ohne Katzen.